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Community Learning: Erfolg – Kritik – Zukunft?

Öffentliche Bilanz nach einem Jahr Community Learning

Wir haben es mit dem Community Learning innerhalb des letzen Schuljahres geschafft, einen neuen, regelmäßigen Treffpunkt von und für junge Afrikaner*innen in Hamburg zu schaffen.

Wir haben eine korrekte Richtung eingeschlagen und konnten Vieles, was wir uns vor einem Jahr vorgenommen hatten, auch umsetzen.
Über das gesamte Schuljahr haben wir selbst-organisierte, schulische Unterstützung in die Tat umgesetzt. Wir haben Schwarze SchülerInnen aus verschiedenen Altersklassen, Stadtteilen und Herkünften erreicht und Nachhilfe in allen Fächern angeboten. Dabei wurde besonders in Mathematik, aber auch in anderen Fächern offensichtlich, dass es einen großen Bedarf nach schulischer Unterstützung gibt. Anders als geplant haben nicht nur Jugendliche, sondern auch jüngere Kinder die Nachhilfe in Anspruch genommen. Das zeigt uns, dass ein Afrikanisches Bildungsprojekt im besten Fall schon bei den jüngsten Familienmitgliedern ansetzen sollte.
Einige SchülerInnen kamen nur kurzfristig zu uns, vor anstehenden Klausuren oder Schulabschluss-Prüfungen, aber insbesondere die jüngeren waren Woche für Woche da. Es entstand eine sehr positive Atmosphäre, wir feierten die Gemeinschaft, sowie schulische und außerschulische Erfolge und nahmen unsere soziale Verantwortung für die Stärkung und Selbstermächtigung unserer jüngeren Geschwister an.
Verglichen mit dem großen Potential, haben wir leider wenige Jugendliche mit unserem Nachhilfe-Programm erreicht. Eine bessere, verbreitete und verbindlichere Verantwortungsübernahme von mehreren Leuten ist notwendige Voraussetzung für ein erfolgreicheres Nachhilfe-Projekt von und für die Black Community. Die Räume des African Cultural Centre waren häufig nicht optimal für unsere Bedürfnisse, weshalb wir uns für die Zukunft auf die Suche nach alternativen Räumen machen werden.

Durch den politischen Teil des Community Learning, das Vermitteln von Afrika-zentriertem Wissen konnten wir unser individuelles und kollektives Bewusstsein erweitern und stärken. Wir organisierten zahlreiche, gut besuchte Veranstaltungen. Viele der Themen, die wir uns vorgenommen hatten, haben wir besprochen, wobei sich unsere Liste mit interessanten Themen stetig erweiterte.
Wir haben uns mit der Black Panther Party beschäftigt und dabei realisiert, dass die strukturelle Unterdrückung, gegen die sie damals kämpften, in Bereichen wie Arbeit, Bildung und Wohnen, bis heute aktuell sind. Wir haben Filme über HeldInnen des Afrikanischen Befreiungskampfes, wie Thomas Sankara, Mumia Abu-Jamal, Angela Davis und Winnie Madikizela-Mandela gezeigt und die Rolle von Schwarzen Frauen im Befreiungskampf hervorgehoben, über Märtyrerinnen wie Marielle Franco informiert und über die Schwarzen Geschlechterverhältnisse diskutiert. Wir haben die Demonstrationen gegen die Versklavung unserer Leute in Libyen, die im Jahr 2017 stattfanden, reflektiert und uns ins Gedächtnis gerufen, dass diese mörderischen Verbrechen bis heute nicht gestoppt wurden. Wir haben gemeinsam über den Widerstand gegen rassistische Polizeigewalt diskutiert, zur Gedenkdemonstration für Oury Jalloh mobilisiert und viele von uns engagieren sich im Kampf um Gerechtigkeit für Tonou Mbobda und Juliet. Wir haben uns in zwei Vorträgen über die vorkoloniale Geschichte Afrikas informiert, uns durch einen Vortrag und einen mehrwöchigen Lesekreis mit Walter Rodneys historischer Perspektive auf die Unterdrückung und Entwicklung Afrikas auseinandergesetzt und aus unseren Reihen wurde auf der Revolutionären 1. Mai-Demo eine Rede gehalten. Wir führten eine Veranstaltung über den deutschen Kolonialismus durch und vernetzen uns Hamburg- und bundesweit, online wie offline mit jungen, Schwarzen AktivistInnen.
Wir sollten sehr stolz sein und uns gegenseitig dankbar zeigen, für alles was wir gemeinsam bisher schon erreicht haben!

Wir haben durch unsere offene Arbeit einen größeren Personenkreis erreichen können. Viele Schwestern und Brüder, die sich vorher nicht kannten, kamen zusammen und vernetzten sich.
Dadurch, dass unsere politische Arbeit vor Allem frontal stattfand und sich auf Vorträge und Filme konzentrierte, begünstigten wir in unserer politischen Arbeit eine Konsumhaltung. Mit einer steigenden Konsumhaltung wird es immer schwerer, die allgemein vorherrschende Passivität und den Individualismus aufzubrechen. Es ist richtig und hat z.B. im Lesekreis auch gut funktioniert, wenn wir uns an anderen Formaten der politischen Arbeit orientieren und insbesondere auch die stärkere interne Auseinandersetzung fördern.
Gleichzeitig sollte auch die externe Vernetzung mit der breiteren Black Community und insbesondere Africa United Sports Club, die sich schon in der Vergangenheit positiv entwickelte, weiterhin vorangetrieben werden.
Es auch positive Entwicklungen, so wurde das Programm zu Beginn durch wenige Personen getragen. Aus wöchentlichen Organisations-Treffen in der Vorbereitungsphase im Sommer 2018 wurde mit dem Schulbeginn plötzlich ein wöchentliches, offenes Angebot, ohne eine starke Organisation dahinter. Später konnten wir eine bessere Organisation und Verteilung der Verantwortung erreichen.

Es braucht klare, interne Absprachen, damit Menschen sich aufeinander verlassen und persönlichen Bedürfnisse und Verpflichtungen erfüllt werden können.
Dafür ist eine gleichmäßige Aufgabenverteilung nötig. Und es muss geklärt werden, wer wie belastbar und verfügbar ist, damit wir uns gegenseitig entlasten und unterstützen können. Dafür sind interne Kommunikation und eine passende Grundstruktur sehr wichtig.
Kritikpunkte dürfen nicht unterschwellig behandelt oder unvermittelt in den Raum geworfen werden. Kritikpunkte sollten sollte direkt oder in der Gruppe besprochen werden, auch um eine bessere Dynamik zu schaffen.
An der inneren Zusammenarbeit, dem Umgang untereinander und an Gruppenprozessen muss dauerhaft gearbeitet werden.
Intern und in der Außenwahrnehmung sollten Zusammenhänge zwischen verschiedenen Gruppen, Organisationen und Vereinen klar und verständlich sein, um Verwirrungen vorzubeugen.
Für uns als Teil der Afrikanischen Diaspora stellt die Community-Arbeit, unsere Selbstorganisation in jedem Lebensbereich, die Basis für den politischen Widerstand und den Kampf um Befreiung, gegen Spaltung, Ausbeutung und Unterdrückung dar.
Wir müssen unsere eigenen Strukturen stetig verbessern und aufbauen, wenn wir dabei ebenso offen und ansprechend, wie verbindlich und radikal sein wollen. Wir brauchen klare, gemeinsame Ziele und müssen sie aus unseren eigenen Standpunkten entwickeln und zusammenführen.
Dabei müssen wir von unserer Familie, unserer Community und unseren Vorfahren lernen, denn nur ihnen verdanken wir unser alltägliches Überleben. Unsere Aufgabe ist es, unser stolzes Erbe zu erkennen und daraus konkrete Strategien für heute zu entwickeln.

Für die Zukunft wird es eine Trennung von Nachhilfe und politischer Organisation geben.
Die Nachhilfe soll durch eine lokale Vernetzung mit erfahrenen und potentiellen Kooperationspartnern, den bundesweiten Erfahrungsaustausch, sowie Recherche in Afrikanischen Gemeinschaften unter dem Dach von AFRICA UNITED zum Aufbau eines größeren, kostenlosen und professionellen, Afrikanischen Community-Nachhilfe-Programmes führen.

Die zukünftige politische Organisation des Study Collective wird unabhängig davon sein.
Als Lehre aus den bisherigen Erfahrungen kann es hierbei zunächst nur darum gehen, in häufigeren Treffen unsere Zusammenarbeit, Kommunikation und Prinzipien grundsätzlich zu klären, insbesondere gemeinsame Ziele herauszuarbeiten, zusammenzuwachsen und erst daran anschließend eine mögliche Umsetzung mit entsprechendem Selbstverständnis, Konzept und passender Struktur neu zu entwickeln.

Zusammen sind wir stark!

Das 10 Punkte Programm der Black Panther Party vom Oktober 1966

1 Wir wollen Freiheit. Wir wollen die Macht, um das Schicksal unserer Black Community selber zu lenken.

Wir sind überzeugt, dass Schwarze nie frei werden, bis wir unser Schicksal selber lenken können.

2 Wir wollen Vollbeschäftigung für unser Volk.

Wir glauben, dass die Bundesregierung verantwortlich und verpflichtet ist, jedem Mensch eine Arbeit zu schaffen oder ein Einkommen zu garantieren. Wir glauben, daß, wenn die weißen amerikanischen Kaufleute keine Vollbeschäftigung wollen, dann sollten ihnen die Produktionsmittel weggenommen und der Gemeinschaft übertragen werden, damit sich Mitglieder der Gemeinschaft organisieren und Vollbeschäftigung und einen hohen Lebensstandard schaffen können.

3 Wir wollen ein Ende des Ausplünderns der schwarzen Gemeinschaft durch die Weißen.

Wir wissen, was diese rassistische Regierung uns geraubt hat, und fordern nun die ausstehenden Schulden von vierzig Morgen Land und zwei Maulesel. Vierzig Morgen Land und zwei Maulesel wurden vor 100 Jahren als Wiedergutmachung für die Sklavenarbeit und den Massenmord an dem schwarzen Volk vereinbart. Die Zahlung, die unter den vielen verschiedenen Gemeinden zu verteilen ist, akzeptieren wir in bar. Gegenwärtig unterstützen die Deutschen die Juden in Israel als Wiedergutmachung für die Genozid an dem jüdischen Volk. Die Deutschen ermordeten über sechs Millionen Juden. Der nordamerikanische Rassist nahm teil an dem Abschlachten von fünfzig Millionen schwarzen Menschen; daher glauben wir, daß dies eine bescheidene Forderung ist.

4 Wir wollen anständige menschenwürdige Wohnungen.

Wenn die weißen Hausbesitzer unserer schwarzen Gemeinschaft keine anständige Wohnungen bieten wollen, denn sollten die Häuser samt Land in Kooperativen verwandelt werden, damit unsere Gemeinschaft mit Bundesmittel anständige Wohnungen für ihre Mitglieder bauen kann.

5 Wir wollen ein Erziehungssystem für unser Volk, das den wahren Charakter dieser dekadenten amerikanischen Gesellschaft entlarvt. Wir wollen eine Erziehung, die uns unsere wahre Geschichte und unsere Rolle in der heutigen Gesellschaft lehrt.

Wir vertrauen in ein Erziehungssystem, das unserem Volk das Wissen über seinen Werdegang vermittelt. Hat ein Mensch kein Wissen über sich selber und seine Rolle in der Gesellschaft und in der Welt, dann hat er kaum Chance, ein Bezug zu etwas anderem herzustellen.

6 Wir wollen die Befreiung aller schwarzen Männer vom Militärdienst.

Wir sind der Überzeugung, dass schwarze Menschen nicht gezwungen werden sollten, in einem Militär zu dienen, um eine rassistische Regierung zu verteidigen, die uns nicht schützt. Wir werden nicht Menschen anderer Hautfarbe, die auch wie schwarze Menschen Opfer der weißen rassistischen amerikanischen Regierung sind, bekämpfen und töten. Wir werden uns mit den notwendigen Mitteln vor der Macht und Gewalt der rassistischen Polizei und des Militärs verteidigen.

7 Wir wollen ein sofortiges Ende der POLIZEIBRUTALITÄT und des MORDES an schwarzen Menschen

Wir können die Polizeibrutalität in der schwarzen Gemeinschaft beenden, indem wir schwarze Selbstverteidungsgruppen, die sich verpflichten, unsere schwarze Gemeinschaft vor rassistischer Polizeiunterdrückung und -brütalität zu verteidigen, organisieren.Das Zweite Nachtragsgesetz zur Verfassung der Vereinigten Staaten gibt uns das Recht, Waffen zu tragen. Deswegen glauben wir, daß sich alle schwarzen Menschen zur Selbstverteidigung bewaffnen sollten.

8 Wir wollen die Freilassung aller schwarzen Männer aus den Gefängnissen.

Wir glauben, daß alle schwarzen Menschen aus den vielen Gefängnissen und Zuchthäusern entlassen werden sollten, weil sie kein faires und gerechtes Verfahren hatten.

9 Wir wollen, daß schwarze Menschen, wenn ein Gerichtsverfahren gegen sie eröffnet wird, vor Geschworenen ihresgleichen oder von Mitglieder ihrer Community angeklagt werden, wie die Verfassung der Vereinigten Staaten es vorsieht.

Wir glauben, daß die Gerichte der Verfassung der Vereinigten Staaten folgen sollten, damit schwarze Menschen eine faire Verhandlung bekommen. Das 14. Zusatzgesetz der amerikanischen Verfassung gibt einem Menschen das Recht, von Geschworenen seinesgleichen gerichtet zu werden. Seinesgleichen ist eine Person mit ähnlichem wirtschaftlichen, sozialen, religiösen, geografischen, sozialen , historischen und ethnischen Werdegang. Um dies zu gewährleisten, wird das Gericht gezwungen, die Geschworenen aus derselben schwarzen Gemeinschaft, aus der der Angeklagte stammt, zu benennen. Wir wurden, und werden immernoch von weißen Geschworenen, die den „durchschnittlich logischdenkenden Menschen“ der schwarzen Gemeinschaft verstehen, gerichtet.

10 Wir wollen Land, Brot, Wohnungen, Bildung, Kleidung, Recht und Gerechtigkeit. Und als politisches Hauptziel wollen wir eine von den Vereinten Nationen überwachte Volksbefragung, das in allen Teilen der schwarzen Kolonie abgehalten wird und an der nur Schwarze kolonialisierten Untertanen teilnehmen dürfen, um den Willen des schwarzen Volkes hinsichtlich seines nationalen Schicksals festzustellen.

Sollte es für ein Volk im Laufe der Zeit notwendig werden, die politischen Bindungen, die es mit einen anderen Volk verbindet, zu lösen und getrennte und gleichberechtigte Positionen unter den Völkern der Erde, zu der die natürlichen Gesetze und Gott ihn berechtigen, einzunehmen, so erfordert es die Hochachtung vor den Ansichten der Menschheit, daß das Volk die Ursache, welche zur Trennung zwingt, ausspricht.

Wir halten folgende Wahrheiten für selbsverständilich: daß alle Menschen gleich sind; daß sie von ihrem Schöpfer bestimmte unveräußerliche Rechte bekamen, u.a. das Leben, Freiheit und Selbstbestimmung. Um diese Rechte zu sichern, werden Regierungen institutionalisiert, die ihre gerechte Macht von der Zustimmung ihrer Mitbürger ableiten. Sollte irgendeine Regierungsform diesen Zielen zuwiderlaufen, dann ist es das Recht des Volkes, sie zu Ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierungsform zu schaffen, basierend auf solchen Prinzipien, und ihre Macht so zu gestalten, wie es ihm zu seiner Sicherheit und Selbstbestimmung am geeignetsten erscheint. Tatsächlich wird die Vernunft bestimmen, daß alte bewährte Regierungsformen nicht aus scheinheilichen, oberflächlichen Gründen geändert werden; dementsprechend hat die Erfahrung gezeigt, daß die Menschheit eher dazu neigt zu leiden, weil das Übel erträglicher ist, als sich aufzurichten und die bestehende Regierungsform abzuschaffen. Aber, wenn eine lange Kette von Unterdrückung und Machtmißbrauch, die in der Regel die gleiche Absicht haben, offenkundig in Tyrannei enden wird, dann hat das Volk das Recht, sogar die Pflicht, zur eigenen Sicherheit diese Regierungsform abzuschaffen und eine neue zu schaffen.

 

SERVE THE PEOPLE, BODY AND SOUL – Wie aktuell sind die politischen und sozialen Programme der historischen Black Panther Party?

Veranstaltung von und für Schwarze Jugendliche und Erwachsene mit Videos, Präsentation und Diskussion:

Dienstag, 6.11.2018 um 17:30 Uhr beim Community Learning in der Wandsbeker Chaussee 35 (nahe U1 Wartenau)

Flyer für den 6.11.

Wakanda und die echten Black Panthers (Teil 1)

Wakanda Forever?

Am letzten Dienstag, dem 25. September sind beim „Community Learning“ ca. 30 Schwarze Jugendliche und junge Familien zur Veranstaltung „Wakanda Forever?“ zusammengekommen. In einer interaktiven Präsentation diskutierten und erarbeiteten wir unsere Perspektiven auf den Marvel-Film und die damit zusammenhängenden Probleme. In der Gemeinschaft entstand eine sehr positive und empowernde Atmosphere. Der Abend wurde abgerundet durch Musikvideos und Afrikanisches Essen, dass uns vom Veranstaltungsort, dem African Cultural Centre zur Verfügung gestellt wurde. Zum Abschluss des Events gab es spontane Tanzeinlagen. Wir werten die Veranstaltung als einen großen Erfolg und freuen uns auf die kommenden Dienstage beim Community Learning! Die nächsten Wochen werden wir uns dort mit den echten Black Panthers beschäftigen. 

Für alle, die nicht kommen konnten und alle, die sich mit den Inhalten des Abends noch einmal detaillierter beschäftigen wollen, findet ihr hier den Text, der als Grundlage für die Vorbereitung unsere Veranstaltung zum Thema „Wakanda Forever?“ diente. 

„The desire to see black faces in high places“

Es ist verständlich, warum viele unserer Leute sich so über den „Black Panther“-Film gefreut haben: Die hohe Produktionsqualität, die Anziehungskraft von königlichen, selbstbewussten Afrikanischen Charakteren und eines reichen Mutterlandes in Afrika sprechen uns an.
Aber ohne geschichtliche, politische Bildung und kollektives Bewusstsein kann der Drang nach Befreiung und Gerechtigkeit ohne Probleme vom System vereinnahmt werden.

Schwarze Menschen waren historisch kaum in den westlichen Massenmedien vertreten. In den Fällen, in denen unser Dasein überhaupt anerkannt wurde, wurden wir rassistisch entmenschlicht, erniedrigt und verteufelt.
Deshalb feiern unsere Leute es, wenn eine*r von uns reich und berühmt wird oder in einem Bereich erfolgreich ist, der in diesem System bisher „Tabu“ für uns war. Prominente, Sportler*innen, Unternehmer*innen und Präsident*nnen sind innerhalb der Community von Fragen und Kritik weitgehend befreit. Sie werden von Millionen von Menschen geschützt, die sich allein durch die Anwesenheit eines Schwarzen Superhelden oder Präsidenten bestätigt und repräsentiert fühlen.
Der Wunsch ein Schwarzes Gesicht in einer hohen Positionen des herrschenden Systems zu sehen („to see a black face in a high place“) ist die psychologische Folge von Sklaverei, Kolonialismus und Apartheid. Denn durch diese weißen, rassistischen Herrschaftsformen wurden wir als Volk massenhaft vernichtet, versklavt, brutal ausgebeutet und unterdrückt, entmenschlicht und stigmatisiert.

Auch und insbesondere Schwarze Frauen werden in den weißen Mainstream-Medien weiterhin kaum unabhängig, stark, mutig, intelligent und erfinderisch dargestellt. In „Black Panther“ stehen Frauen zumindest mit im Zentrum des Geschehens.

 

 

Okoye (Danai Gurira) und die Dora Milaje

T´Challa vs Killmonger

Der zentrale Plot im Film ist die Auseinandersetzung zwischen T´Challa (Chadwick Boseman) und Eric Killmonger / N´Jadaka (Michael B. Jordan).

T´Challa , der frisch gekrönte König von Wakanda, ist jung, ehrenhaft und freundlich. Nach seiner Vibranium-Wiedergeburt glaubt er, die Fehler seiner Ahn_innen erkannt zu haben: Er möchte Wakanda nutzen, um der Welt und der Schwarzen Diaspora zu helfen.

N´Jadaka, auch Killmonger genannt, ist T`Challas Cousin, sein Vater wurde von T´Challas Vater ermordet. Er ist in Oakland, Kalifornien, dem Gründungsort der Black Panther Party in Armut aufgewachsen. Oakland ist der einzige US-Schauplatz im Film und wir können uns sicher sein, dass die Autoren von der historischen, revolutionären Black Panther-Bewegung wissen.

Die historische Black Panther Party

Als Kind erzählt N´Jadakas Vater ihm von Wakanda. Es wird sein Traum, dass Wakanda und seine Ressourcen dem ganzen Afrikanischen Volk weltweit zu Gerechtigkeit und Freiheit verhelfen – mit allen notwendigen Mitteln. N´Jadaka kämpfte bei einer Eliteinheit des USA-Imperiums. Seine hunderten Kills sind mit einem Messer auf seinem Körper markiert. Killmonger wird als gefährlicher Soziopath dargestellt, der zu allem bereit ist. Er ist das unmoralische Gegenstück zu den rassistische Unterdrückern, die er bekämpft. Da er im Film der einzige mit radikalem Schwarzen Bewusstsein ist, werden Schwarze Revolutionäre insgesamt als verrückte Opfer und brutale Täter dargestellt, die wir hassen und fürchten sollten.

„All people of African descent, whether they live in North or South America, the Caribbean, or in any part of the world are Africans and belong to the African nation.“ – Osagyefo Kwame Nkrumah

Die Widersprüche zwischen T`Challa und Killmonger werden häufig als ein Konflikt zwischen Kontinental- und (US-)Diaspora-Afrikaner_innen gesehen.
Tatsächlich geht es jedoch um eine Unterscheidung, die auch in den USA eine lange Tradition hat: „the good Black and the bad Black“

„The good Black“, der gute Schwarze, ist gemäßigt. Er ist höflich und muckt nicht auf. Er ist respektvoll und respektabel. Ihm kann vertraut werden, er kann integriert werden. Er ist freundlich und glaubt an Recht und Ordnung und an die vorherrschenden Hierarchien in der Welt. Er lebt in Frieden mit sich selbst und mit seiner Umgebung. Er ist „konstruktiv“ und „jemand mit dem man arbeiten kann“ um „etwas zu erledigen“.

„The bad Black“, der böse Schwarze, ist wütend, brutal und ehrenlos. Er ist ist verletzt und verhetzt, außer Kontrolle geraten. Er handelt bösartig und soziopathisch. Er ist destruktiv. Er ist nicht bewundernswert. Er ist ein böser Kerl, der zu fürchten ist. Solche „bösen Schwarzen“ sollen zu Boden gebracht und eingesperrt werden, wenn es nach Leuten wie Hillary Clinton geht. 1996 äußerte sie sich in bemerkenswerter Bildsprache zum Umgang mit der städtischen, Schwarzen Jugend: „Sie sind nicht mehr nur Kinderbanden…Oft sind sie die Art von Kindern, die man Superraubtiere nennen kann – kein Gewissen, keine Empathie. Wir können darüber sprechen, warum sie dazu geworden sind, aber zuerst müssen wir sie zu Boden bringen.“

#TeamKillmonger

Der gute Schwarze, T´Challa, dient dazu, dass die weißen sich sicher und besser fühlen: Er weiß, dass der Krieg gegen den „bösen Schwarzen“ geführt werden muss, der uns Schwarze schlecht aussehen lässt. T´Challa sagt zu Killmonger er solle „nicht so böse sein“ und nicht „so sein wie sie“. Er verurteilt zu keinem Zeitpunkt die Unterdrücker, sondern die Unterdrückten, die darum kämpfen ihr Leben zu ändern.
Selbstverständlich setzt „der gute Schwarze“ sich durch und zwar mit prominenter Unterstützung:

Der weiße CIA-Agent Everett K. Ross sitzt in einem wakandischen Kampfflugzeug und wird als Verbündeter einer afrikanischen Nation dargestellt. Zwar gibt es zwei Sprüche auf seine Kosten, aber es bleibt dabei: Ein weißer Charakter, der für den gefährlichsten und mächtigsten Geheimdienst der Welt arbeitet, „hilft den Guten“. Dieser CIA-Agent, der verheimlicht und lügt, kommt am Ende viel besser davon, als ein Schwarzer, dessen Vater ermordet wurde. Besser als ein Bruder, der für die Emanzipation aller Schwarzen Menschen weltweit kämpft.
T´Challa kooperiert mit dem US-Geheimdienst, die Hunderte Mitglieder der Black Panther Party terrorisiert, ermordet und inhaftiert hat. Er arbeitet im Gegensatz zu Killmonger mit den Vereinten Nationen. Die gleiche UN, die für die Ermordung von Patrice Lumumba mitverantwortlich sind.

N´Jadaka aka Killmonger will Selbstbestimmung und Selbstverteidigung für alle Schwarzen erreichen. Ihm ist bewusst, dass die Nation dazu in der Lage wäre. Killmongers Ideen kommen denen der Black Panther Party sehr nah. Nur kämpft er als Individuum und organisiert sich nicht mit anderen.
Der böse Schwarze wird im Film durch Killmonger repräsentiert. Er möchte Krieg führen gegen weiße Unterdrücker weltweit.
Er ist wie z.B. Malcolm X, Huey P. Newton, Toussaint Louverture, Denmark Vesey und Nat Turner vermischt mit den vielfältigen Medienberichten über die Verbrechen Schwarzer Gangster.

Hintergrund: Real Wakanda - Kongo 

Als Kongo im Jahr 1960 die Unabhängigkeit von Belgien erreichte, wurde Patrice Lumumba Premierminister. Er wollte, dass der Kongo von seinem natürlichem Reichtum selbst profitiert. Innerhalb von drei Monaten sorgten die CIA gemeinsam mit der Kolonialmacht Belgien für die Entmachtung Lumumbas. Im folgenden Jahr wurde er ermordet und der Diktator Mobutu eingesetzt und durch die USA und Europa für 37 Jahre gestützt.
 Einer der wichtigsten Partner von Lumumba war Kwame Nkrumah, der Ghana 1957 als eines der ersten Afrikanischen Länder in die Unabhängigkeit geführt hatte. 
Es war Nkrumahs leidenschaftliche Unterstützung für die Befreiung anderer Afrikanischer Lönder vom Kolonialismus, die auch sein Ende bedeutete.
 Er versuchte Ghanas Industrialisierung voranzutreiben, um die Abhängigkeiten mit dem Westen zu durchbrechen und Wohlstand zu schaffen. Auch Nkrumah wurde 1966 mit Beteiligung der CIA gestürzt. Die westlichen Unternehmen brauchen heute für die Ausbeutung des Afrikanischen Reichtums (z.B. Koltan, Uran, Diamanten und Gold im Kongo) nicht mehr in erster Linie koloniale Regierungen und Armeen. Sie arbeiten mit der nationalen Elite zusammen, kaufen sich Sell-outs und setzen auf neokoloniale Regierungen. Genau davor hatte Kwame Nkrumah in seinem Werk „Neokolonialismus – Das letzte Stadium des Imperialismus“ gewarnt. So werden z.B. für die Ausbeutung der Kongo-Region ugandische und ruandische Truppen quasi vermietet an die westlichen Großunternehmen, vor Ort profitiert nur die Elite. In den letzten Jahren sind Millionen Menschen Opfer des kongolesischen „Bürgerkrieges“ geworden Eine Lösung der tatsächlichen Probleme Afrikas hat nichts zu tun mit dem mit „Black Panther“ vorgeschlagenen Weg: Auch der bürgerliche, amerikanisch-afrikanische König Obama war verantwortlich für ein neues Niveau der räuberischen und neo-kolonialen US-Militärpräsenz auf dem Kontinent.

White Power: kein Feindbild

Ulysses Klaue, einer des Haupt-Bösewichte im Comic „Black Panther“ wäre ein perfekter Bösewicht für den Film gewesen. Aber nur, wenn es darum gegangen wäre, Schwarzes Bewusstsein zu verbreiten. Klaues Nazi-Großvater wurde durch Chanda, einen früheren König von Wakanda und Black Panther, getötet. Seine Familiengeschichte ist von rassistischen Sünden durchzogen. Im Comic wird T´Challa zum Black Panther, während seine Stiefmutter Ramonda (Angela Bassett) im Apartheids-Südafrika in Gefangenschaft gehalten wird. Ihre Befreiung hätte gut als Plott dienen können, aber stattdessen wurde ein rassistisches Klischee bedient – das der zebrochenen Schwarzen Familie als Mikrokosmos für die Unfähigkeit Afrikas, sich zu vereinigen.

Kein Widerstand gegen Kolonialismus & Versklavung?

Wakanda entstand in Folge eines Vibranium-Meteoriten, der vor Millionen von Jahren mitten in Afrika einschlug. Vier Zivilisationen taten sich zusammen und erschufen das technologisch weit fortgeschrittene Königreich Wakanda. Als die Europäer Afrika angriffen, Afrikaner_innen versklavten und ermordeten, entschied Wakanda sich, ein Kraftfeld um sich herum zu schaffen. Wakanda versteckte sich für hunderte von Jahren im Jungel. Wakanda blühte auf und blieb in der Isolation und nur für sich, obwohl die Wakander_innen wussten, was in der Außenwelt vor sich ging.

Genau dieses Wakanda wird gefeiert, während unsere Ahn*innen sich nie vor weißer Vorherrschaft, Kolonialismus und Imperialismus hätten verstecken können.
Afrikaner*innen leisteten erbitterten Widerstand gegen fremde Invasoren. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie Yaa Asantewaa und Zumbi dos Palmares:

Afrofutu-Feudalismus

Der Film setzt auf Afrofuturismus in einem versteckten Königreich. Trotz des ungeheuren technischen Fortschritts wird Wakanda nicht demokratisch und konsensorientiert regiert, sondern von einer Königsfamilie, die als intelligent, attraktiv und freundlich dargestellt wird, gemeinsam mit einer Handvoll „Stammesältesten“.

Es geht im Film an keiner Stelle um den Alltag des Volkes, sondern nur um die Herrschenden und ihre besten Krieger. Für uns bleibt die Frage, ob es tatsächlich unser Ziel sein kann in der Zukunft von einem Monarchen, von Tribalismus und einer Herrscher-Elite regiert zu werden.
Die Black Panther Party schlug uns etwas anderes vor: Ihr Slogan war „All Power to the People!“ („Alle Macht dem Volk!“)

weiße in Afrika leben „besser“ als Schwarze in den USA

Als Gegenstrategie zu weißen, rassistischen und eindimensionalen Darstellungen von Afrikas „Unterentwicklung“, lediglich Bilder zu posten, die die Modernität einer Mega-City in Afrika zeigen ist zunächst verständlich und mag selbstermächtigend wirken. Aber nur, wenn es uns darum geht, uns an weißen, kapitalistischen (Entwicklungs-)Idealen zu messen.

Wirklich weiter kommen wir, wenn wir uns als Schwarze Diaspora mit der Perspektive der Afrikanischen Arbeiter__innen, den Bäuer_innen, der veramten und unterdrückten Massen in den Ghettos, der Jugend und der Frauen identifizieren.

Message: Aufstandsbekämpfung!

Die CIA und das US-Verteidigungministerium arbeiten eng mit Hollywood zusammen. Die Filme werden offen mitfinanziert (z.B. Transformers, Terminator, Iron Man). Jeweils extra eingerichteten Stellen bitten bei solchen Filmen im Austausch für Beratung, Erlaubnisse und technische Ausrüstung um Änderungen im Skript.
Dieser Film ist kein Zufall. Es geht darum, die Massen zu gewinnen und jeden Gedanken zu bekämpfen, der darauf hinausläuft mit weißer Vorherrschaft zu brechen. Es ist reine Gehirnwäsche, wenn Integration und Reformen als richtige Lösung dargestellt werden. Der radikale Bruch mit Rassismus, Ausbeutung und Unterdrückung, die Revolution wird nicht verfilmt werden.

Der globale Kapitalismus und Imperialismus schon: „Black Panther“ endet im Abspann mit einem lächelnden CIA-Agenten. Er sieht seinem Freund T´Challa zu, während er eine Rede vor den Vereinten Nationen hält und erklärt, dass Wakanda nun Teil der internationalen Gemeinschaft würde, um die eigenen Ressourcen und das eigene Wissen mit aller Welt zu teilen. Wir können uns ja denken was es bedeutet, wenn die internationalen Großkonzerne, die mächtigsten Militärs und Geheimdienste sich das Vibranium krallen könnten. In der realen Welt bedeutet der ungezügelter Zugriff auf die Rohstoffe Afrikas bereits eine massive Zerstörung der Umwelt und Hunger für Millionen von Menschen. Im Ergebnis besitzen die fünf reichsten weißen Menschen soviel Eigentum wie die untere Hälfte der Menschheit.

Genau das machen „gute Schwarze“, wenn sie die „bösen Schwarzen“ besiegt haben: Sie verbünden ihre Community und Nation mit dem kapitalistischen Weltsystem. Sie lassen die grundlegenden imperialen und Klassenstrukturen intakt – so wie es auch in Südafrika nach der Apartheid passiert ist.
Mit Wakandas Technologie, einer einmaligen Rohstoffquelle und Energiequelle wird dem „Black Panther“ nicht erlaubt das System in Frage zu stellen, die Gefangenen zu befreien und natürlich weder das Weiße Haus in Kente-Farben anzumalen noch es in die Luft zu sprengen.

Der Film steht im Kontext von Obama, einem eleganten, redegewandten, afrikanischen, drohnensteuernden Prinzen, der ausgewählt wurde das weiße, kapitalistische US-Imperium anzuführen. Er war ein echtes „black face in a high place“. Obama tötete „die bösen Schwarzen“ und zerstörte eine fortgeschrittene Afrikanische Nation in Libyen, er rief im Inland zu „law&order“ auf, unterrichtete unsere Leute über die persönlich und kulturell selbstverschuldete Armut, während rassistische Killermaschinen Schwarze Jugendliche erschossen. Obama gewinnt im Film, Martin Luther King „das wahre Problem ist der Neuaufbau der ganzen Gesellschaft“ verliert.

Es ist 2018, mit „Black Lives Matter“ gibt es eine Bewegung für Schwarze Leben und Befreiung und einen US-Präsidenten der zum weißen Rassismus steht. In einer solchen Zeit soll ein Film für Schwarze Selbstermächtigung sorgen, indem es ausschließlich um Schwarze Adlige geht, die sich nicht etwa gegen weiße US-Amerikaner oder Europäer wehren, sondern gegen einen Schwarzen Mann – die wohl gefährlichste und brutalste Person der Welt.

Raub

Stan Lee, Marvel-Gründer

Stan Lee behauptet er hätte den Superhelden-Charakter kreiert, ohne von der Black Panther Party beeinflusst geworden zu sein. Die Black Panther Party war ein wichtiger Bestandteil der revolutionären, Schwarzen Bewegung in den 1960er Jahren. Der Charakter wurde im Juli 1968 erschaffen. Die BPP wurde erst im Oktober 1968 als (seperate) Organisation gegründet, so ist es auf Wikipedia zu lesen.

Aber die Partei wurde schon 1965 in Lowndes County (Alabama/USA) im Kampf um das Wahlrecht unter Führung des SNCC als „Lowndes County Freedom Organization“ gegründet. Es ging darum nicht nur das passive, sondern auch das aktive Wahlrecht zu erkämpfen. Als Symbol nutzten die herrschenden Demokraten damals einen weißen Hahn. Als Gegenstück dazu wurde der Schwarze Panther als Symbol der „Lowndes Count Freedom Organization“ gewählt.

“The black panther is an animal that when it is pressured it moves back until it is cornered, then it comes out fighting for life or death. We felt we had been pushed back long enough and that it was time for Negroes to come out and take over.” – John Hulett, LCFO-Leader

Aus diesen Anfängen wurde später eine eigene Partei, die „Black Panther Party (for Self Defence)“.
Stan Lee, ein reicher weißer Mann bedient sich den Symbolen und Kämpfen von Schwarzen und macht damit unvorstellbar hohe Profite: Der Film brachte über 1 Billionen US-Dollar ein.

Wie weiter?

Wir werden uns nicht über unsere Schwestern und Brüder beschweren, die in diesem System als Schauspieler_innen ihr Geld zum Leben verdienen. Aber „Black Panther“ ist kein Schwarzer Film. Der Profit geht nicht an unsere Leute, es gibt unter den Besitzern von „Marvel“ und „Walt Disney“ keine Schwarzen menschen. Der Schwarze Regisseur und die Schauspieler_innen bekommen nicht einmal 5 % der Filmeinnahmen.

Bisher hat Marvel 18 Film produzieren lassen, die auf ihren Comics basieren, darunter sind auch z.B. Captain America und Thor. Sie haben mit „Black Panther“ eine Marktlücke gesehen und diese erfolgreich genutzt.
Sie haben die durch den eigenen Rassismus erst geschaffene Möglichkeit genutzt, um einmal mehr Geld zu machen und ihre Weltsicht zu verbreiten.

Der Film konnte eine solche kulturelle Bedeutung nur erreichen, weil unser Identitäten und Kulturen „normalerweise“ so verneint und entwertet werden.

Das Bedürfnis nach Schwarzen in hohen Positionen eines weißen Systems wurde durch Obama und durch den Film angesprochen. Es ist natürlich, dass wir in Filmen uns selber sehen wollen. Es hilft der Psyche kurzfristig. Aber in einer besseren Welt müssten wir uns nicht mit dem zufrieden geben, was die Medienkonzerne uns vorschreiben. Wenn wir die Produktionsmittel besitzen würden, hätte Disney kein Chance.

Wir sollten den Film nicht nur dafür nutzen, um uns zum gemeinsamen gucken zu verabreden und afrikanische Kleidung zu tragen, sondern auch um uns mit unserer vorkolonialen Geschichte auseinanderzusetzen, mit Kush, Songhai und Axum usw.
Und mit der Geschichte, den Zielen und der Organisation der historischen Black Panther Party!

„Africans honor the legacy of the real Black Panthers who rose from the masses of our people fighting for justice. The self-determination of the organized masses is the only super hero…. Organize, Organize, Organize, we have nothing to lose but our chains. Join an organization working for your people“ – AAPRP

Panther Power!

 

Quellen:

  1. Gazi Kodzo https://www.youtube.com/watch?v=gbGIvYwE0Ls
  2. Black Agenda Report (https://www.blackagendareport.com/freedom-rider-black-panther-movie-black-face-high-place, https://www.blackagendareport.com/good-panther-bad-panther, https://www.blackagendareport.com/panther-movie-why-it-dangerous-why-do-we-fall-it, https://www.blackagendareport.com/black-panther-not-movie-we-deserve)
  3. http://africanholocaust.net/black_panther_film/
  4. https://aaprp-intl.org/pan-africanism-real-afro-futurism/

Was ist der Schwarze August?

Was ist der Black August?

”August – a month of divine meaning, of repression and radical resistance, of injustice and divine justice; of repression and righteous rebellion; of individual and collective efforts to free the slaves and break the chains that bind us” – Mumia Abu-Jamal

Black August steht für den Schwarzen Freiheitskampf, besonders im Bezug auf Gefängnisse und andere ignorierte Teile der Gesellschaft.

Er wurde 1979 in der Folge von militanten Aktionen Schwarzer Revolutionären und ihrer Ermordung ins Leben gerufen:

Jonathan Jackson hatte am 7. August 1970 versucht, gemeinsam mit drei inhaftierten Schwarzen Freiheitskämpfern die Freilassung der bekannten „Soledad Brothers“ zu erzwingen. Die Waffen dafür hatte Angela Davis besorgt. Ruchell Magee überlebte, William Christmas, James McClain und Jonathan Jackson wurden umgebracht.
Einer der Soledad Brothers, Jonathans Bruder, der revolutionäre Anführer der Gefangenenbewegung und Feldmarschall der Black Panther Party, George Jackson wurde im Rahmen eines Aufstandes am 2. August 1971 ermordet.

Zwei Wochen später starteten die Gefangenen von Attica eine (zunächst) erfolgreiche Rebellion gegen die strukturelle, rassistische Ungerechtigkeit.

Nach weiteren Morden etablierten die politischen Gefangenen in San Quentin (Kalifornien/USA) als Teil der Schwarzen Befreiungsbewegung (Black Liberation Movement, BLM) den Schwarzen August.
Mama Ayanna Mashama beschreibt ihn so:
„Die Tradition des Fastens, Studierens und Lernens während des Black August wurde entwickelt um den Teilnehmenden zu helfen, sich selbst zu disziplinieren. Das Fasten soll auch erinnern an die Opfer, die unsere gefallenen Freiheitskämpfer_innen gebracht haben und an die andauernde Unterdrückung unserer Leute.“
Im Schwarzen August geht es um die Befreiung der Gefangenen, denen ihre grundlegendsten Rechte entzogen werden und es geht darum, dass unsere Leute sich vom historischen und aktuellen Schwarzen Widerstand gegen Unterdrückung, Sklaverei und Kolonialismus in den USA und weltweit lernen.
Im Schwarzen August geht es um rassistische Repression und gerechtfertigten Widerstand. Einige Beispiele, woran wir uns erinnern:

-Ankunft der ersten versklavten Afrikaner_innen in den heutigen USA am 20. August 1619
-Massenrebellion auf Martinique im August 1789
-Beginn der Haitianischen Revolution im August 1791-Beginn der Rebellion von Nat Turner am 21. August 1831
-Start der Underground Railroad am 2. August 1850
-Der Marsch auf Washington am 28. August 1963
-Angriff auf MOVE in Philadelphia am 8. August 1978

MOVE war Teil der Schwarzen Befreiungs- und Umweltbewegung. Nachdem die Organisation 15 Monate lang von der Polizei belagert wurde, überfiel die Polizei ihr Haus. Dabei erschossen sie im Kreuzfeuer selbst einen der Polizisten, klagten neun MOVE-Leute mit Mord an. Die MOVE-9 wurden zu Strafen von 30 bis 100 Jahren verurteilt. 1985 wurde MOVE bombardiert, 6 Erwachsene und 5 Kinder zwischen 7 und 13 Jahren starben, hunderte Anwohner_innen wurden obdachlos.

Am 9. August 2014 wurde Michael Brown in Ferguson, Missouri erschossen, woraufhin eine Welle von Protesten die Massenbewegung gegen Polizeiterror stärkte.

Ferguson

In den US-Gefängnissen sind bis heute zahlreiche Mitglieder der revolutionären, antrassistischen, antikolonialen Bewegungen der 60er und 70er Jahre gefangen:
z.B. Mutulu Shakur, Kamau Sadiki, Leonard Peltier, Mumia Abu-Jamal, Delbert, Charles Sims, Eddie, Janet, Janine, Mike Africa, Oscar Lopez Rivera, Sundiata Acoli, Jalil Muntaqim, Romaine “Chip” Fitzgerald, Ed Poindexter, Russell Maroon Shoatz, Kojo Bomani Sababu (Grailing Brown), Jamil Abdullah Al-Amin (H. Rap Brown), Veronza Bowers

Mumia Abu-Jamal

USA: ca. 5% der Weltbevölkerung und ca. 25% der Gefangenen weltweit
ca. 40 % der Gefangenen in den USA sind Schwarz, während der Anteil an der Bevölkerung nur ca. 13 % beträgt.
Mehr zum Gefängniss-Industriellen Komplex z.B. hier

 

 

Quellen:
blackagendareport.com/mumia_black_august
4strugglemag.org/2009/08/10/resistance-the-origin-of-black-august-by-the-malcolm-x-grassroots-movement/
blackaugustpo.org/about-black-august/
www.mxgm.org/black-august-2018-1
www.telesurtv.net/english/opinion/Why-Black-August-Should-Be-Celebrated-Across-the-Americas-20160820-0009.html
sdonline.org/66/black-power-incarcerated-political-prisoners-genocide-and-the-state/afgj.org/politicalprisonersusa
www.thejerichomovement.com/prisoners/ancestors
prisonersolidarity.net/prisoner/kojo-bomani-sababu-grailing-brown