20. November: Der Tag des Schwarzen Bewusstseins (Zumbi-Tag)

In Brasilien lebt die größte Bevölkerung von Menschen afrikanischer Abstammung außerhalb Afrikas. Der heutige 20. November wird dort als Dia da Consciência Negra (Tag des Schwarzen Bewusstseins) gefeiert.
Dieser Tag erinnert an den Helden und Freiheitskämpfer Zumbi dos Palmares, der am 20. November 1695 ermordet wurde. Zumbi kämpfte gegen Versklavung und Kolonialismus und ist eine zentrale Figur für afrobrasilianische Bewegungen, die für soziale Gerechtigkeit und gegen Rassismus kämpfen. Diese sind umso wichtiger, angesichts des fortgesetzen Genozids an der Schwarzen Bevölkerung und der aktuellen Wahl eines ultrareaktionären, rassistischen Präsidenten.

Zumbi dos Palmares wurde im Jahr 1655 in der brasilianischen Region Palmares als freier Mensch im Quilombo von Palmares geboren.
Quilombo leitet sich vom Wort: „kilombo“ ab, das in Kimbundu, einer Bantusprache aus dem Norden Angolas, soviel wie „Kriegerdorf/Siedlung“ bedeutet.
Das Quilombo dos Palmares war eine befreite Gemeinschaft an der Küste Brasiliens, das von Maroons, also aus der Versklavung entflohenen AfrikanerInnen und ihren frei geborenen Nachfahren aufgebaut wurde.

Im Alter von ca. 6 Jahren wurde Zumbi von weißen Soldaten gefangen genommen, entführt und durch einen portugiesischen Priester, António Melo versklavt. Zumbi wurde „Francisco“ getauft und lernte Rechnen, Latein, sowie die portugiesische Religion und Sprache. Er musste bei Messen der katholischen Kirche dienen. Im Jahr 1670, im Alter von 15 Jahren, floh Zumbi und kehrte an seinen Geburtsort Palmares zurück, wo er sich als Meister in der afrikanischen Kampfkunst Capoeira einen Namen machte und mit gerade einmal Anfang 20 zum angesehenen Militärstrategen wurde.

Das Quilombo dos Palmares, auch „Angola Janga“ („Klein-Angola“) genannt, war eine sich selbst versorgende und freie Schwarze Republik von Maroons, in der zeitweise über 30.000 EinwohnerInnen zusammenlebten. Neben entflohenen, ehemals versklavten AfrikanerInnen fanden hier auch die unterdrückten Indigenen (First Nations) und arme weiße, die der portugiesischen Zwangsrekrutierung entflohen, Zuflucht. Mit dem ersten König Ganga Zumba wurde Palmares seit der Gründung um das Jahr 1960 in den Hügeln Nordost-Brasiliens zu einer Bastion im Kampf um die Emanzipation von Versklavung, Ausbeutung und Unterdrückung.

Das Quilombo setzte sich erfolgreich gegen mehrere militärische Angriffe der holländischen und portugiesischen Kolonialregierungen zur Wehr, deren Ziel die Zerstörung der Siedlung war. Die Maroons waren entschlossene Kämpfer, die von Anfang an unzählige barbarische Angriffe siegreich abwehrten. Die KriegerInnen waren ExpertInnen in der Selbstverteidigung durch Capoeira und wehrten sich gegen die erneute Versklavung auf den Zuckerrohrplantagen. Viele der entflohenen AfrikanerInnen stammten aus Zentralafrika und dem heutigen Angola, was ebenfalls portugiesisch kolonisiert worden war.
1675 griffen die Portugiesen das Quilombo erneut an. Als begnadeter Anführer, Stratege und Krieger konnte Zumbi sie mit seinen Leuten in einer blutigen Schlacht zurückschlagen.
Drei Jahre später, im Jahr 1678 wandte sich Pedro Almeida, ein portugiesischer Kolonial-Beamter an den König vom Quilombo, Ganga Zumba, um zu verhandeln. Almeida behauptete, er würde alle entflohenen AfrikanerInnen, die sich in den Palmares-Gebieten aufhielten in Frieden lassen, falls sich das Quilombo der portugiesischen Herrschaft unterwerfen würde. König Ganga Zumba befürwortete den Kompromiss, aber Zumbi lehnte ab, weil er den Portugiesen keinen Glauben schenkte und für die ausnahmslose Freiheit aller versklavten AfrikanerInnen kämpfte.
Nach dem Tod von König Ganga Zumba wurde Zumbi zum König des unabhängigen Quilombos von Palmares und zum Oberbefehlshaber des Widerstands. Fünfzehn Jahre nachdem Zumbi die militärische Führung vom Quilombo übernommen hatte, führten portugiesische Kolonialisten aus der Region São Paulo einen verheerenden Militärangriff durch:
Im Jahr 1694 griffen die Portugiesen Palmares von allen Seiten an und zerstörten das Quilombo. Die überlebenden BewohnerInnen wurden versklavt, sofern ihnen die Flucht nicht mehr gelang.
Zumbi konnte zunächst schwer verwundet flüchten und der Widerstand wurde fortgesetzt, aber er wurde verraten und am 20. November 1695 gefangen genommen und enthauptet. Sein Kopf wurde nach Recife, Brasilien, verschleppt und dort auf dem zentralen Platz als Trophäe präsentiert, um den Schwarzen Befreiungskampf einzuschüchtern und die Tatsache, dass Zumbi unsterblich geworden ist, zu verschleiern.

Unser Ahne Zumbi lebt in uns und unseren Kämpfen und Parolen immer weiter…

Povo negro unido (Black people united / Schwarze Leute vereint)
Poro negro forte (Black people strong / Schwarze Leute stark)
Não tema a luta (Do not fear the fight! / Fürchtet nicht den Kampf!)
Não teme a morte! (Do not fear death! / Fürchtet nicht den Tod!)